Steinerne Zeugen werden 325 Jahre alt

Die zweite heimatgeschichtliche Gemeinschaftswanderung 2015 von Heimatverein Olpe und SGV-Abteilung Olpe trug die Überschrift

„Steinerne Zeugen werden 325 Jahre alt“

Eine recht große Gruppe von 27 Heimat- und Wanderfreunden nahm an der Wanderung um das „Kölsche Heck“ aus Anlass der 325-jährigen Wiederkehr der Grenzsteinsetzung 1690 teil. Vom Wanderparkplatz „Hubertusplatz“ beschritt die Gruppe bei bestem Wanderwetter den sehr schönen Weg und freute sich an vielen Sehenswürdigkeiten und schönen Ausblicken.

WanderungHeimatvereinGrenzsteine

Ganz besonderes Interesse fanden:
der Grenzstein von 1690 und die alten Befestigungsanlagen am Welschen Ennester Schlag sowie der Grenzstein bei der Wandertafel Drewer Wald. Bei einem Trigonometrischen Punkt auf der Kreisgrenze Olpe-Siegen/Wittgenstein erläuterte Berthold Schmidt – ebenso fachlich fundiert wie anschaulich – die Geschichte und Bedeutung dieser Vermessungseinrichtungen. An einer mit Frühlingsblumen übersäten Wiese auf der Rahrbacher Höhe überraschte Wanderführer Gerhard Burghaus mit dem Gedicht „Der Mai“ von Erich Kästner (siehe unten).

Eine ausgiebige Mittagsrast wurde am Graefenstein zwischen Neuenkleusheim und Rahrbach gehalten. Hier war Gelegenheit, neben regem Gedankenaustausch, den Gedenkstein zum Bau der Straße 1928 sowie die denkmalgeschützten Hohlwegbündel zu besichtigen. Danach wurde bald die kleine Hochheide oberhalb der Krombacher Höhe erreicht, von wo der Blick über das Olper Land, große Teile des Siegerlandes sowie zum Kindelsberg und zum Hohen Wald ging.

Vorbei an den Windkraftanlagen „Ewiger Fuhrmann“ ging der Weg zur Großbaustelle „Umspannwerk Altenkleusheim“, die der Wanderführer in ihren technischen und finanziellen Dimensionen (Kosten: 22 Mio. Euro) erläuterte. Besonders interessant fanden alle die Umgebung des HH-Grenzsteines am Krombacher Schlag (Altes Heck), wo die alten Grenzbefestigungen und die Verkehrswege vieler Jahrhunderte auf engstem Raum zu sehen sind. Von der Höhe ging der Weg zur Lourdes-Grotte Altenkleusheim, die vor 102 Jahren von dem damaligen Vikar Goebels errichtet wurde und sich in einem ausgezeichneten Zustand befindet. Nach einer kurzen Erklärung durch Gerhard Burghaus verstand es Pastor Rupert Bechheim, den Teilnehmern die jüngere Geschichte und den Sinn von Marienwallfahrtsorten nahe zu bringen. Dem Marienmonat Mai entsprechend wurde natürlich gemeinsam ein Marienlied gesungen. Vorbei an dem Fuhrmannsdenkmal „Alte Landstraße“ von Anneliese Schmidt-Schöttler und Exponaten des Bergbaus im Ortskern von Altenkleusheim ging es nun zu den Stauteichen für die Wasserkünste in der Grube Rhonard und dem begehbaren Versuchsstollen beim mittleren Stauteich. Bergauf und an den Relikten des Bergbaues (Brüche, Pingen, Halden) vorbei wurde bald die SGV-Hütte erreicht, wo sich alle bei Kaffee, Kuchen und erfrischenden Kaltgetränken von der fast 16 km langen und sehr interessanten Wanderung ausruhten. Der Dank der Teilnehmer ging nach angeregten Gesprächen an den Wanderführer und an den Wettergott, der geradezu ideales Wetter beigesteuert hat.

Erich Kästner

Der Mai
Im Galarock des heiteren Verschwenders,
ein Blumenzepter in der schmalen Hand,
fährt nun der Mai, der Mozart des Kalenders,
aus seiner Kutsche grüßend, über Land.

Es überblüht sich, er braucht nur zu winken.
Er winkt! Und rollt durch einen Farbenhain.
Blaumeisen flattern ihm voraus und Finken.
Und Pfauenaugen flügeln hinterdrein.

Die Apfelbäume hinterm Zaun erröten.
Die Birken machen einen grünen Knicks.
Die Drosseln spielen, auf ganz kleinen Flöten,
das Scherzo aus der Symphonie des Glücks.

Die Kutsche rollt durch atmende Pastelle.
Wir ziehn den Hut. Die Kutsche rollt vorbei.
Die Zeit versinkt in einer Fliederwelle.
O, gäb es doch ein Jahr aus lauter Mai!

Melancholie und Freude sind wohl Schwestern.
Und aus den Zweigen fällt verblühter Schnee.
Mit jedem Pulsschlag wird aus Heute Gestern.
Auch Glück kann weh tun. Auch der Mai tut weh.

Er nickt uns zu und ruft: „Ich komm ja wieder!“
Aus Himmelblau wird langsam Abendgold.
Er grüßt die Hügel, und er winkt dem Flieder.
Er lächelt. Lächelt. Und die Kutsche rollt.