Eindrücke von Köln und Bensberg – einmal „ganz anders“

Von Gerhard Burghaus

-Tagesausflug des Heimatvereins nach Köln und Bensberg am 6. Juni 2015-

Das Olper Land pflegt bekanntlich seit über 1.000 Jahren enge Beziehungen zu Köln. Das ergibt sich allein schon aus der historischen Tatsache der jahrhundertelangen Herrschaft der Kölner Kurfürsten. Diese lange Zeit „unter dem Krummstab“ ist weder durch die hes-sisch-darmstädtische Zeit zu Anfang des 19. Jahrhunderts, noch den späteren Zwangs-anschluss an Preußen und auch nicht durch die Einverleibung in das Bindestrichland (Nordrhein-Westfalen) im Jahr 1946 bis heute „aus den Köpfen“ der Südwestfalen getilgt. So sind die Bewohner des südlichen Sauerlandes bis heute sogar für die Siegerländer Nachbarn immer noch „die Kölschen“.

Eine Gruppe davon mit über 30 Teilnehmern machte sich am Samstag nach Fronleichnam mit dem Bus auf in Richtung der „alten Hauptstadt“ und man konnte davon ausgehen, dass die meisten keine allzu großen Erwartungen hatten, sehr viel Neues zu erfahren, sondern vielmehr das Flair der Domstadt bei möglichst gutem Wetter erleben wollten. Schließlich kennt man Köln! Wer aber die Einladung zu diesem Tagesausflug aufmerksam gelesen hatte, konnte bereits ahnen, dass einen mehr erwartete, als der Anblick des Doms schon von der Autobahn aus und der Gang über die (immer zugige) Domplatte. Selbst der obligatorische Rundgang um den Dreikönigsschrein inmitten des Kapellenkranzes des gotischen Weltkulturerbes mit seiner über 600-jährigen Bauzeit stand nicht im Programm. Einigen war bis jetzt das „Richter-Fenster“, der Dorn im Auge des Kardinals Meißner, noch nicht bekannt – oder sie haben es bislang in seiner künstlerisch-genialen Schlichtheit nicht einmal wahrgenommen. Das wäre bedauerlich – meine persönliche Meinung. Eine Dame nahm die Gruppe am Domportal in Empfang und führte sie nach nur wenigen Metern nach unten – nein, nicht in den allgemein zugänglichen Krypta-Bereich mit den Begräbnisstätten der (Erz-)Bischöfe. Hier begann, wie Vorsitzender Axel Stracke angekündigt hatte, eine Reise an den Ort mit mehr als 2.000 Jahren Baugeschichte.

Ausgrabungen-unter-dem-Koelner-Dom

Unter dem „Fußboden“ des Doms gewähren die seit 1946 ausgegrabenen weitläufigen Räume, die zu besichtigen es mehr als eine Stunde benötigt, Blicke auf die Reste baulicher Anlagen. Sie stammen aus dem ersten Jahrtausend unserer Zeitrechnung bis zur Errichtung des Domes, wie er sich heute als eines der bekanntesten und eindrucksvollsten Gotteshäuser der Gotik weltweit präsentiert. In seiner gesamten ober- und unterirdischen Bausubstanz hat er sogar die Bombenzerstörung des Zweiten Weltkrieges, die 90% der heutigen Millionenstadt am Rhein dem Erdboden gleich machte, wie durch ein Wunder „überlebt“. Besonders augenfällig sind in der „Unterwelt“ des Domes die Reste römischer Baukultur, von der Wandmalerei bis zur Fußbodenheizung und Fragmente der ersten Bischofskirche (um 800 auf dem St. Galler Klosterplan) des Alten Doms zu erkennen. Deutlich sichtbar ist die Verbindungstreppe dieses Vorgängerbaus zum Chor des heutigen Doms, der gotischen Kathedrale, der am 27. September 1322 von Erzbischof Heinrich II. von Virneburg, dem Olper Stadtgründer, geweiht wurde. Das alles ist äußerst beeindruckend – und wird in seinen für den Laien kaum vorstellbaren Dimensionen durch die freigelegten Fundamente der Langhauspfeiler (um 1330) und des Südturms, die bis in 16 m Tiefe unter den Domfußboden reichen, besonders deutlich. Eine begehbare Fundamentgrabung bis in diese Tiefe verdeutlicht das.

Ziemlich beeindruckt kamen die Heimatfreunde anschließend wieder in der Gegenwart an, um vor einem Altstadtlokal in der Nähe des Rheins unweit der Hohenzollernbrücke eine Mittagspause einzulegen. Dieser schloss sich eine ausgedehnte, mit Informationen einer sachkundigen Stadtführerin angereicherte und dadurch äußerst interessante Busrundfahrt durch den Kölner Stadtkern einschließlich des Deutzer Gebietes bei den Messehallen („Schäl Sick“) an.

Ich weiß nicht, ob den Teilnehmern bekannt ist, dass Johann Wilhelm II. (im Volksmund: „Jan Wellem“ als Herzog von Jülich und Berg von 1679 bis 1716 regierte. In der Herbstzeit zog es diesen Jan Wellem von seiner Residenz im Düsseldorfer Schloss zur Jagd nach Bensberg. Den recht steilen Weg zum Bensberger Schloss nahmen die Heimatfreunde aus dem Olper Land anders als damals bequem mit dem Bus. Der an Bensberg angrenzende Königsforst war Jan Wellems bevorzugtes Jagdrevier. Seine zweite Ehefrau Anna Maria Luisa de’ Medici, Tochter des Großherzogs der Toskana, schwärmte vom Blick des alten Bensberger Schlosses auf die hügelige Umgebung, die sie an die Toskana erinnerte. Vermutlich seiner Frau zuliebe beauftragte Jan Wellem 1703 den Grafen Matteo d’Alberti mit dem Bau eines neuen Schlosses im Barockstil. Bis 1711 schuf der venezianische Baumeister ein prächtiges Jagdschloss. Dabei gehen wohl die Meinungen etwas auseinander, ob Versailles, Winchester Castle oder Schönbrunn als architektonische Vorbilder dienten. Die Mittelachse des Gebäudekomplexes ist jedenfalls exakt auf den Kölner Dom ausgerichtet. Das stellten die Teilnehmer spätestens beim Verlassen der weitläufigen Schlossanlage fest, nachdem man inmitten mehrerer, bei Livemusik feiernder Hochzeitgesellschaften in der dem Schloss vorgelagerten Parkanlage des heutigen Grandhotels der Luxusklasse, Kaffee und Kuchen genossen hatte. Man merkt es der Gesamtanlage kaum an, dass hier ein Investor vor 18 Jahren 75 Mio. Euro investiert hat. Ein Rundgang durch die zugänglichen Bereiche des barocken Gebäudes rundete einen erlebnisreichen und wunderbaren Tag ab. So sprach ich dann auf der Rückfahrt dem Organisator Axel Stracke sehr gerne den Dank der Teilnehmer für die Vorbereitung und Leitung dieser sehr gelungenen Fahrt aus.

1Siehe auch www.kölner-dom.de
2Siehe auch z.B.: www.schlossbensberg.com und Schloss Bensberg bei Wikipedia